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Kinder + Corona + Selbstständigkeit als Dolmetscherin und Übersetzerin = Hilfe!!!
Als ich noch mit meinen Drillingen im Bauch dolmetschend in der Kabine saß, prophezeite mir ein Kollege, dass ich nach der Geburt nicht mehr arbeiten würde. Zugegeben, am Anfang war es etwas schwierig, weil ich mich entschieden hatte, meine Kinder zumindest teilweise mit abgepumpter Muttermilch zu ernähren. Deswegen lehnte ich zu Beginn auch längere Dolmetscheinsätze mit Übernachtung ab und übernahm Halbtageseinsätze in der Region oder übersetzte Texte. Als meine Kinder ungefähr ein halbes Jahr alt waren, kam Corona und damit auch der erste Lockdown.
Hier zu sehen: der Mann der Autorin, erfolgreich "gekapert" durch den kleinen Konstantin
Meine Aufträge gingen stark zurück, und ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich diese freie Zeit nun mit den Kindern verbringen konnte, auch wenn ich an vielen Tagen unter dem Vorwand eines Dolmetschjobs am liebsten schreiend aus dem Haus gerannt oder dem Fenster gesprungen wäre. Als im Herbst die Auftragslage wieder besser wurde, beschloss ich, keinen einzigen Einsatz mehr abzulehnen (vorausgesetzt natürlich, die Konditionen stimmten), zumal die Kinder dann von einer Tagesmutter betreut wurden. Aber auch da sorgte und sorgt Corona dafür, dass wir uns nie langweilen, wenn die Tagesmutter in Quarantäne musste oder die Kinder wegen einer laufenden Nase nicht in die Betreuung durften. Schnell wurde klar, dass mehrere Pläne B hermussten. Wer nicht den Luxus von (Schwieger)Eltern hat, die kostenlos und flexibel die Kinder betreuen können, muss auf andere verfügbare Hilfsmöglichkeiten zurückgreifen wie Babysitter, Kinderfrauen, Nannys, Au Pairs etc.
Dank geschlossener Grenzen und Einreisebeschränkungen konnten wir zumindest ausländische Angebote nicht immer nutzen und durften deutsche Hilfskräfte mit Arbeit versorgen, wobei die Schlange an Bereitwilligen, die sich gern von drei Kindern gleichzeitig anschreien oder Dinge an den Kopf werfen lassen, relativ überschaubar war. Corona brachte aber nicht nur Schlechtes mit sich. So wird seit einem Jahr vermehrt auf Zoom und anderen virtuellen Plattformen konferiert und gedolmetscht, was lange Reisen und Übernachtungen unnötig macht. Andererseits muss man dafür sorgen, dass auch zu Hause eine professionelle Arbeitsatmosphäre herrscht und die Teilnehmer einer Konferenz kein Kindergeschrei und Katzenmiauen parallel zu meiner Verdolmetschung in den Kopfhörern haben. Aber auch da lernt man sich anzupassen.
Wenn ich einen Dolmetscheinsatz von zu Hause aus habe und die Kinder mal wieder aus irgendwelchen Gründen auch immer nicht zur Tagesmutter dürfen (Krankheit, Urlaub, Arzttermine, nervliche Überforderung der Tagespflegeperson oder ihres Kindes und andere Unwägbarkeiten), schicke ich den Erwachsenen, der gerade verfügbar ist, zusammen mit den Kindern auf den Spielplatz oder bei schlechtem Wetter ganz nach oben in das Kinderzimmer und gehe selbst in die Werkstatt in den Keller, wo ich zwischen Akkuschrauber, Bohrmaschine und Messerschleifgerät auf der Werkbank meine Arbeitsstation aufbaue und ohne Störgeräusche konzentriert dolmetschen kann. Lustig wird es, wenn der Kunde darauf besteht, dass die Dolmetscher mit eingeschalteter Kamera arbeiten sollen. Aber hey, andere wissen auch, was Homeoffice bedeuten kann, und wer weiß, vielleicht sitzt der Vorstandsvorsitzende ja auch nur in Unterhose vor dem Rechner. Man braucht auf jeden Fall in der jetzigen Situation ganz viel Hilfe von außen, gute Nerven und ab und zu auch mal eine Baldriantinktur zur Beruhigung.
Am meisten tut es mir in der Seele weh, dass die aktuelle Kindergeneration auf essenzielle Freizeit- und Entwicklungsangebote wie Schwimmbad, Kinderturnen oder Musizieren verzichten muss. An meinen drei Räubern merke ich, wie sehr die Kinder auf immer wieder neue Reize und Angebote angewiesen sind, um vor Langeweile nicht das ganze Haus auseinandernehmen zu müssen. In solchen Momenten bin ich froh, dass ich einen Mini-Kindergarten zu Hause und die Kinder wenigstens familieneigene Spielkameraden haben, auch wenn die Bruderliebe sich manchmal sehr stark in Grenzen hält. Hoffen wir für die Zukunft auf das Beste!
Quelle der Fotos:
Privat