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Sinterklaas, ick hör dir trapsen
Sinterklaas war neben Ostern für mich immer das Highlight des Jahres. Ich stürmte morgens früh die Treppen herunter und konnte es kaum erwarten, zu sehen, welche Geschenke und Süßigkeiten er und sein Helfer (der schwarze Peter oder zwarte Pieten auf Niederländisch) für mich und meine Geschwister mitgebracht hatten. Wir wurden nie enttäuscht…. Ich bin mir sicher, dass unsere Augen wie Diamanten funkelten! Der ganze Tisch war mit Mandarinen, Orangen, Schokolade, Marzipan und Keksen gefüllt und rundum herum standen Unmengen an Spielzeug. An dem Tag durften wir uns ausschließlich von Süßigkeiten von Sinterklaas ernähren – wir dachten überhaupt keine Sekunde daran, auch einmal etwas Gesundes in den Mund zu stecken! Die Mandarinen und Orangen wurden natürlich nicht als erstes gegessen…
Auch wenn der 6. Dezember das Highlight des Jahres war, war der Anlauf zu diesem Tag genauso aufregend und spannend! Mitte November fing es an… Sinterklaas kam auf einem riesigen Dampfschiff bei uns in Belgien an. Ab dem Moment durften wir fast jeden Tag unseren Schuh unter den Schornstein stellen – mit der üblichen Karotte für das Pferd und einer Zeichnung oder etwas zu Essen oder Trinken für Sinterklaas. Morgens früh lag dann in unserem Schuh ein kleiner Vorgeschmack dessen, was wir am 6. Dezember auf dem Tisch finden würden – eine Mandarine und ein klein bisschen Schokolade.
Jeden Abend lief dazu im Fernsehen ‚Dag Sinterklaas‘, das großartige Programm, bei dem man Einblick in das Leben von Sinterklaas in Spanien bekam. Eingeleitet wurde es von einem Lied, das jeder in Belgien kennt: „kniktieklaas“. Ganz objektiv kann ich sagen, dass es definitiv das beste Sinterklaaslied der Welt ist – Ihr könnt euch hier selbst überzeugen: https://www.youtube.com/watch?v=5oX31oN43tI. In der Serie wird ein guter Freund von Sinterklaas zu ihm nach Hause eingeladen und stellt ihm und seinem Helfer Fragen, und die Kinder können sehen, wie die Zwei den Tag verbringen.
Obwohl ich die Serie liebe und am liebsten nichts ändern würde, wäre da doch eine kleine Sache: die Darstellung des schwarzen Peters. Er wird als schwarzer Mann dargestellt, was damals – auch in meinen Kinderaugen - völlig selbstverständlich war. Ich kannte es auch nicht anders, der schwarze Peter war halt schwarz. Ich habe nie eine Sekunde darüber nachgedacht, ob es vielleicht nicht unangebracht wäre. Zurecht wurde darum vor einigen Jahren eine Debatte über die Hautfarbe des Schwarzen Peters angestoßen. Warum ist er überhaupt schwarz? Er muss zwar ständig die Schornsteine herunterklettern, um den Kindern ihre Überraschungen zu geben, und hatte darum sehr viel Ruß im Gesicht – wer hätte das nicht? Warum er deswegen als schwarzer Mann dargestellt wurde, ist mir heute als Erwachsene klar – ein schwarzer Mann wurde damals – und heute leider zum Teil noch immer – als zweitrangige Person betrachtet. Zum Glück hat die Gesellschaft hierauf gut reagiert und eine neue Serie gemacht, in der der schwarzen Peter ein weißer Mann ist mit einfach viel Ruß im Gesicht. Ich bin froh, dass die Kids in Belgien heutzutage mit einem anderen Weltbild aufwachsen als ich.